Munition im Meer, eine tickende Zeitbombe?
Vortragender: Dr. Jörn Peter Scharsack
Institution:Thünen Institut
Datum:11. November 2024
Zeit:09:00 ‑ 09:45 Uhr
Raum:E4
Plätze:noch 21 Plätze frei
Beitrags-Nr.4

In den Meeren lagern große Mengen an Altmunition. Das sind einerseits Überreste von Kriegshandlungen, wie z.B. See-Minen oder Torpedos, die nicht explodiert sind. Der weitaus größte Teil der Altmunition im Meer ist allerdings Munition die nach dem 2ten Weltkriegen verklappt wurde, um Europa zu entmilitarisieren. Allein in deutschen Hoheitsgewässern der Nord- und Ostsee liegen ca. 1,6 Mio Tonnen Munition. Im Laufe der Zeit rosten die Munitionshüllen durch und gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe, vor allem Sprengstoffe wie TNT (Trinitrotoluol), gelangen in die Meeresumwelt.
TNT lässt sich im Meerwasser und in Organismen nachweisen. Am Thünen Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven untersuchen wir wie Substanzen aus Munitionsaltlasten auf Fische wirken können. Es zeigt sich, dass Fische organische Sprengstoffe wie TNT aufnehmen, aber auch umbauen und wieder ausscheiden können. Derzeit wird untersucht, ob Fische durch Munitionsaltlasten geschädigt werden und welche Risiken möglicherwiese für Mensch und Umwelt bestehen.
Das Interesse von Öffentlichkeit und Politik an der Thematik steigt rasant und es werden Pläne entwickelt, die Munitionsaltlasten aus den Meeren zu entfernen. Dazu hat die Bundesregierung ein 100 Mio € Programm ins Leben gerufen, in dessen Rahmen dieses Jahr Proberäumungen in der Lübecker Bucht stattfinden sollen. Thematik ist äußerst vielschichtig, reicht im Prinzip von Geschichte, über Physik und Chemie zur Biologie und bis in die Tagespolitik, wenn Schweinswale bei der Sprengung von Munition getötet werden. In meinem Vortrag werde ich vor allem darauf eingehen, was der aktuelle Stand der Forschung zur Wirkung von marinen Munitionsaltlasten auf Fische ist.